Crowdfunding, eigentlich eine Vorgehensweise aus dem Bereich der Nichtregierungsorganisationen (NGO), hat längst Einzug in das ganz "normale" Wirtschaftsleben gehalten
Was ursprünglich dazu diente, Projekte in den Bereichen Kultur und Soziales, alternative Medien oder Wissenschaft zu finanzieren, ist auch im Gaststätten- und Hotelbereich inzwischen üblich. Beim Crowdfunding finden sich viele kleine Sponsoren zusammen, die mit Beträgen im Rahmen der eigenen finanziellen Möglichkeiten "ihre" Projekte und Ideen unterstützen.
Ohne Sicherheiten kein Kredit
Wer in Wirtschaft oder Immobilien finanziert, ist vor allem an einer guten Rendite interessiert. An den Wohnhäusern zum Beispiel, die mit seinem Geld errichtet wurden, kann er nach der Fertigstellung vorbeifahren, darauf gucken und zufrieden sein - oder auch nicht. Einfluss auf die Gestaltung besaß und besitzt er nicht. Das macht ausschließlich der Projektentwickler.
Außerdem sind hier größere Summen gefragt, beim Crowdfunding ist es die "Schwarmintelligenz", die mehr einbringt als nur das Geld. Diese alternative Geldanlage garantiert unter anderem, dass es vor Ort noch eine andere Stimme gibt als die der einzigen verbliebenen Lokalzeitung - zumindest online. Oder sie sorgt dafür, dass die Kultkneipe im Stadtviertel erhalten bleibt und das beliebte Hotel.
Gut besucht, werfen sie genug ab, um ihre Betreiber zu ernähren - aber bei weitem nicht genug, um Modernisierung und Sanierung durchzuführen. Vor allem in den Bereichen Sanitär, Küche und Energieeffizienz sind häufig größere Investitionen erforderlich. Kredite dafür bei den Geldinstituten zu bekommen, ist bisweilen schwer: Nach ihrer betriebswirtschaftlichen Kalkulation fehlen die Sicherheiten dafür.
Investieren - und mitgestalten
Diese Finanzierungslücke schließt das Crowdfunding. Alte wie junge Liebhaber der Kultkneipe und des beliebten Hotels steigen ein, die Untergrenze liegt häufig nur bei 500 Euro pro Geldgeber. Nach oben gibt es kein Limit - das schließt jedoch größere Geldgeber keineswegs aus. Alle zusammen bringen nicht nur Geld, sondern auch Gestaltungswünsche und Ideen ein. Aus Forschung und Wissenschaft ist längst bekannt, dass die "Schwarmintelligenz" zu besseren Ergebnissen führt. Das ist auch beim Crowdfunding so.
Viele interessierte und engagierte Investoren bringen viele Ideen ein. Damit ist zudem das Netzwerk geschaffen, das Werbung für das Hotel und die Gaststätte macht, in die eigene Ideen und eigenes Geld flossen. Es ist genau die Klientel, die nach der Fertigstellung des Projekts auch dafür sorgt, dass der Gewinn stimmt.
Eines allerdings ist auch klar: Crowdfunding kann in der Regel nicht die einzige Finanzierungsgrundlage für den Hotel- und Gaststättenbereich bilden. Die so gesammelten Summen reduzieren aber den Kreditbedarf und führen bei geringerer Höhe vielleicht dazu, dass vielleicht doch Geld von Brauereien oder Banken fließt.
Gutscheinmodell und Nachrangdarlehen
Wer sich am Crowdfunding im Hotel- und Gaststättenbereich beteiligt, erzielt auf zwei unterschiedliche Weisen seine Rendite. Da ist zum einen das Nachrangdarlehen - ein Kredit, für den keine Sicherheiten nötig sind. Allerdings werden diese Kredite im Falle einer Insolvenz erst später bedient - andere Forderungen besitzen dann Vorrang. Deswegen sind hier Zinssätze von drei bis zu sieben Prozent möglich.
Dabei erfolgt die Zinsausschüttung allerdings schon jährlich, während die Kapitalrückzahlung erst am Ende der vereinbarten Laufzeit fällig ist. Besonders originell sind beim Crowdfunding im Hotel- und Gaststättenbereich jedoch die spezifischen Bonusleistungen. Wer zum Erhalt der Kultgaststätte im eigenen Stadtviertel beiträgt, bekommt einen Gutschein für seine ganz individuelle Privatfeier oder die Einladung zu einem besonderen Essen.
Wer mit dabei war, das Geld für ein tolles, aber sanierungsbedürftiges Hotel aufzubringen, erhält Gutscheine für Urlaub oder verlängertes Wochenende dort. Vielleicht findet in Gaststätte oder Hotel einmal ein besonderes Konzert, die Lesung eines berühmten Schriftstellers oder die Podiumsdiskussion mit einflussreichen Intellektuellen und Politikern statt. Dann sind die Crowdfunding-Investoren als Bonusleistung mit dabei.