Ein altes Gebäude abzureißen, um ein Neues direkt nach ökologischen Standards bauen zu können, ist häufig die günstigste Vorgehensweise – allerdings nicht unbedingt die ökoöogisch beste. Lesen Sie Beispiele vom nachhaltigen renovieren in der Hotellerie
Bei Restaurationen und Sanierungen dagegen werden Verfall und Abriss verhindert und frisch produzierte Baustoffe fast überflüssig. Dazu können häufig traditionelle Bauten mit ihrem Charme erhalten werden. Wir stellen heute spannende Architektur-Projekte der Green Pearls® Partner vor.
Hier ist Kreativität gefragt!
Beim Umbau des Creativhotel Luise (siehe Bild 1 und 2) legte das Team größten Wert auf Nachhaltigkeit. Das Ziel war eine energieeffiziente Sanierung auf den Standard KfW55 und gleichzeitig eine Aufwertung der Räume für die Gäste sowie die Neuschaffung von gemütlichen Aufenthaltsbereichen.
Bei den entstehenden Herausforderungen zeigte das Team um Hotelbesitzer Ben Förtsch seine Kreativität: Aufgrund der Gebäudedämmung musste beispielsweise ein Teil des Gebäudes unterhalb ausgegraben werden. Diese Fläche wurde in einen Lichthof für die Gäste umgewandelt, der mit vielen beim Umbau angefallenen, upgecycelten Materialien gestaltet wurde. Eine Brücke aus alten Holzbalken und Pflanzenkübel aus ehemaligen Heizkesseln sind nur zwei Beispiele dafür. Durch das Upcycling überflüssig gewordener Materialien konnte viel Müll gespart werden.
Übrigens ist insbesondere die Gäste- und Anwohnerkommunikation einer langfristigen Baustelle im Hotel von großer Bedeutung – und auch hier hat sich das Creativhotel Luise einiges überlegt: Von Überraschungsboxen auf den Zimmern, über Aushänge im Hotel und Informationen für die Nachbarn, bis hin zu einem Baustellenbewertungssystem an der Rezeption.
Alt trifft Neu im Sturm reloaded
Tradition und Moderne zu verbinden liegt dem Team des Biohotel Sturm (siehe Bild 3) in der Rhön besonders am Herzen. Das Hotel wird bereits in der zweiten Generation geführt, allerdings hat sich seit dem Bau vor über 40 Jahren einiges getan und der nachhaltige Grundgedanke, der sich heute durch das Hotelkonzept zieht, sollte auch im Gebäude selbst sichtbar werden.
Gemeinsam mit dem Architekten Matthias Loebermann plante das Hotel die Umgestaltung. Der ehemals charakteristische, mit rotem Klinker verzierte Sturm-Turm wurde mit mineralischen Kalkschlämmen weiß verkleidet. Darauf folgte eine moderne Holzverkleidung, die den Eingangsbereich verschönert und dem Biohotel Sturm eine natürlichere Ansicht verleiht. Während die Rezeption vollständig mit natürlichen Materialien wie Weißtanne modernisiert wurde, wurde die alte Zirbelstube erhalten und in eine gemütliche Lesestube verwandelt. Der große Gartenbereich mit natürlichem Schwimmteich und Naschgarten lädt zum Verweilen und Entspannen ein.
Stein auf Stein – vom Fundament bis zum Dach
Noch einen Schritt weiter mussten die Besitzer des heutigen Sagna Rotonda (siehe Bild 4 und 5) im Piemont gehen: Von dem alten Weiler aus dem 17. Jahrhundert waren nur noch die Grundmauern vorhanden. Mit viel Liebe bauten Giovanni und Teresina das Dorf wieder auf. Für die Fassade zogen sie eine Familie aus dem Nachbardorf zu Rate, für den Innenausbau und die Elektrik war Giovanni selbst verantwortlich.
Im Fokus stand von Anfang an der Gedanke einer umweltbewussten Restaurierung. Deswegen wurden nur natürliche Materialien verwendet. Holz und Stein dominieren die Architektur, gedämmt wurde mit Kork und Kalk. Mit Hilfe verschiedener Maßnahmen, wie zum Beispiel der Photovoltaikanlage auf dem Dach, ist das kleine Dorf nun energie-autark. Eine Besonderheit ist die kleine Sauna, für deren Einbau in den alten Gewölbebau Giovanni einen Monat brauchte und die heute von den Gästen privat genutzt werden kann. Die vielen durchdachten Details beeindrucken besonders: Von den indirekt beleuchteten Glassteinen im Ruhebereich bis zu dem kleinen Kaltwasserbecken und der Teebar.
Den ursprünglichen Wiener Charme erhalten
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Villa Residenz eines Wiener Sanitätsrats, vor einigen Jahren dann wurde sie von Alexander Popitz und Guido Hettler renoviert und zu einem gemütlichen kleinen Hotel umgebaut: der Villa Breitenberg (siehe Bild 6) . Wichtig war den beiden Besitzern vor allem die behutsame Renovierung, bei der der Charme der Wiener Moderne erhalten werden konnte.
Die Wände wurden von innen mit zementfreiem Kalkputz und mineralischer Silikat-Wandfarbe verputzt, die schönen Naturholzböden ausschließlich mit Naturharz-Öl behandelt. Von außen wurde die imposante Fassade der Villa mit heimischem Hauzenberger Granit erhalten. Das ehemalige Kutscherhaus beherbergt heute einen Veranstaltungssaal, eine Künstler-Werkstatt und Ferienwohnungen und überzeugt mit Bruchsteinmauerwerk, unbehandelten Holzverkleidungen sowie dem ortstypischen Zinkblech-Dach mit Stehfälzen.
Ökologischer Neubau im Einklang mit der Natur
Nicht immer ist ein Neubau vermeidbar, doch gerade dann lässt sich der Nachhaltigkeitsgedanke von Beginn an bestens integrieren – so zum Beispiel in zwei thailändischen Resorts: Das Keemala (siehe Bild 7) in Phuket, das weithin auch als Villen-Wunderland bekannt ist, legte großen Wert auf den Erhalt erwachsener Bäume. So wurde schlussendlich an mehreren Stellen einfach um die Bäume herum gebaut und heute wachsen die Bäume auch mal durch die Dächer und Pools.
Im Tongsai Bay auf Koh Samui wurde schon beim Bau 1987 kein einziger Baum gefällt und die lokale Topografie bei jedem Schritt berücksichtigt. Um das Resort bestmöglich in die Umgebung zu integrieren, wurde auch hier um die Natur herum gebaut, sodass hier und da Bäume mitten durch den Balkon wachsen und der Innenraum einiger Cottages mit Felsblöcken verziert ist. Dazu werden beständig neue Bäume gepflanzt und der Lebensraum der Tiere und Pflanzen geschützt und ausgebaut.
Tipp von Hotelier.de: