Wo ein Handicap kein Hindernis ist: Wegweiser durch die Bergwelt ohne Barrieren. In der Zugspitz-Region finden Gehbehinderte eine nahezu perfekte Infrastruktur, geeignete Hotels und detaillierte Infos rund um den barrierefreien Urlaub
„Perfekt ist alles, was man ohne fremde Hilfe schafft“, sagt Lore Welker. Die Murnauerin sitzt seit 48 Jahren im Rollstuhl und kennt die Tücken von Treppen, Türen und Toiletten. „Mittlerweile hat sich aber viel getan in Sachen Barrierefreiheit“, freut sie sich. Mit dem Rolli in den Berggasthof, in die berühmte Grotte von Ludwigs Lieblingsschloss Linderhof oder sogar auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze? „Das ist alles kein Problem mehr“, sagt sie. Spezielle Broschüren und Wegweiser informieren Urlauber mit Handicap detailliert darüber, welche Ausflugsziele der Zugspitz-Region barrierefrei sind.
Die Pisten auf dem Zugspitzgletscher haben sich im Winter sogar zu einem Treffpunkt für Monoskifahrer entwickelt. Und auch diejenigen, die nur das einzigartige Panorama erleben möchten, gelangen ganz eigenständig mit der Gondel auf den Gipfel. Oben wartet eine nahezu perfekte Infrastruktur: „Die Terrassen und Gebäude sind alle behindertengerecht ausgebaut“, berichtet Lore Welker aus eigener Erfahrung, „sodass jeder in den Genuss des Ausblicks kommen kann.“
Nicht Trittsicherheit, sondern Mut wird vorausgesetzt, wenn man in einen 1000 Meter tiefen Abgrund blicken möchte. Denn seit etwa einem Jahr ragen zwei stählerne Arme über den mächtigen Rücken der Alpspitze hinaus und bieten Schwindelfreien in rund 2050 Metern eine Sicht übers Höllental und das Alpenvorland, die sonst nur geübten Bergsteigern vorbehalten war. Die Wege zu der neuen Aussichtsrampe, dem Alpspix, sind barrierefrei angelegt und auch die Stahlstränge selbst sind problemlos per Rolli befahrbar.
Mit der Gondel auf den Berg und sich dann in der Hütte eine zünftige Jause schmecken lassen – diesen besonderen Ausflug können auch Rollstuhlfahrer in Oberammergau unternehmen. Die nostalgische Laber-Bergbahn bringt sie auf den rund 1680 Meter hohen Hausberg des Passionsspielortes, der übrigens zu den schönsten Aussichtspunkten der Region zählt. Von der Terrasse des Gasthofs am Gipfel reicht der Blick bei klarer Sicht über den Wilden Kaiser, die Allgäuer Alpen und das Voralpenland mit seinen Seen bis hin nach München.
Von dort oben lässt sich bequem der nächste Ausflug planen, denn zwischen Murnau und Garmisch-Partenkirchen bietet sich eine Vielzahl von Touren für Rollstühle oder die sportlichen Hand-Bikes an. Lore Welker, die gerne mit dem wendigen Flitzer durch die Täler fährt, hat zahlreiche Routen zusammengestellt, die Urlauber in der Broschüre „Wegweiser für Gehbehinderte“ finden. Weitere Vorschläge liefert der „Ratgeber der leichten Wege“. Neben detaillierten Infos über Anspruch und Verlauf der Strecken, erfahren Gäste zudem, welche Hotels, Restaurants, Geschäfte und Bars barrierefrei sind, welches Taxi-Unternehmen ihren Anforderungen entspricht und welche Freizeit-Einrichtungen für Gehbehinderte geeignet sind.
„Barrierefreiheit bedeutet in erster Linie: keine Stufen, sondern Rampen. Außerdem sollten Aufzüge und automatische Türen vorhanden sein“, sagt sie. Anforderungen, die beispielsweise der Hauptbahnhof in Garmisch-Partenkirchen nach einem Umbau erfüllt. Aber auch zahlreiche Hotels haben sich bereits auf die Bedürfnisse von Urlaubern mit Handicap eingestellt. Und wer in der Spielbank Garmisch-Partenkirchen sein Glück versuchen möchte, gelangt ohne fremde Hilfe an die Spieltische.
Ebenso unkompliziert verläuft ein Besuch der kulturellen Sehenswürdigkeiten: Ob das Passionstheater in Oberammergau, das Geigenbaumuseum in Mittenwald oder das Schloßmuseum Murnau – die Gebäude entsprechen den Anforderungen von Rollstuhlfahrern. Ein ganz besonderer Tipp ist die Schifffahrt auf dem Staffelsee. „Über eine Rampe gelangt man ganz leicht an Bord“, sagt Lore Welker. „Und anschließend kann man in Uffing im Biergarten einkehren und auf die Berge schauen.“
Touren mit Alpenpanorama bietet auch die Alpenwelt Karwendel, deren Routen mit einem elektrischen Rollstuhl, dem Scooter, ausprobiert wurden. Ein reizvoller Ausflug führt zum Beispiel auf einem Rundweg durch die flache Uferlandschaft entlang der Isar oder zu den Buckelwiesen. Die Gras bewachsenen Bodenwellen sind Relikte der Würmeiszeit und beheimaten rund 200 zum Teil seltene Pflanzenarten. Infos zu dieser und weiteren Touren finden Urlauber schon bald auf den Internetseiten der Alpenwelt Karwendel.
Weitere Infos:
Tourismusgemeinschaft Zugspitz-Region
Richard-Strauss-Platz 1a,
D-82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel. +49 8821/180-484
Fax +49 8821/180-485