Überfüllte Plätze, Strände und Sehenswürdigkeiten, erhöhtes Verkehrsaufkommen und frustrierte Einheimische: Diese Szenarien spielten sich in den vergangenen Wochen während der Hochsaison mancherorts abermals ab. Zeit also, eine gesunde Balance aus Gästen und Einheimischen im Erlebnisraum wiederherzustellen und zu bewahren
Wie das auf clevere und professionelle Weise gelingt, stellt Gernot Memmer, Managing Partner von Kohl † Partner und Experte für Destinationsentwicklung, im Rahmen der Veranstaltung „Tourismus im Gespräch: Die Geister, die ich rief…Unbalanced Tourism & Lebensraum“ am 25. Oktober 2024 in Salzburg vor.
Nudging, Pricing und Zugangsbegrenzung: Lösungsansätze zur Besucherlenkung
Wo die begehrtesten Spots, Restaurants und „unentdeckte“ Highlights am Urlaubsort sind, weiß durch die Digitalisierung und Plattformen wie Instagram und TikTok inzwischen jeder. Um ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen Gästen und Ortsansässigen am Erlebnisort zu bewahren, wird Besucherlenkung immer mehr zum Treibstoff für Tourismusakzeptanz. Sobald geklärt ist, welches Ziel erreicht werden soll, können folgende sechs Lösungsansätze, basierend auf Projekterfahrungen von Kohl † Partner sowie internationaler Recherche, Abhilfe schaffen:
1. Orientierung geben und entsprechend leiten: Als Basis der Besucherlenkung gilt es, Orientierung zu vermitteln und dementsprechend zu leiten
Beispiele: Freizeitparks sowie Nationalparks in den USA oder Flughäfen und Shopping-Center, die regelmäßig mit erhöhtem Besucheraufkommen umgehen müssen
2. Zeitliche Verteilung der Besucherströme: Kapazitäten via Online-Ticketing und Einbuchen eines Zeitslots im Blick behalten
Beispiele: Alhambra in Granada oder Sagrada Família in Barcelona
3. Besucherströme über dynamische Preismodelle entzerren: Unterschiedliche Preismodelle entwickeln und Vergünstigungen in Randzeiten anbieten
Beispiel: Antelope Canyon mit höchsten Ticketpreisen um die Mittagszeit
4. Zugangsbeschränkung einführen: Vorabreservierungen und Besucherobergrenzen festlegen, Verkehrsregelungen in der Hochsaison aufstellen
Beispiel: Pragser Wildsee – in der Hochsaison ist das Pragser Tal von 9.30 bis 16 Uhr nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit gültiger Durchfahrtsgenehmigung erreichbar. Zudem wurde eine klar definierte Besucherobergrenze festgelegt.
5. Nudging: Besucherverhalten durch positive Anreize lenken und alternative Produkte entwickeln
Beispiel: Südtirol Card – Gäste, die in Südtirol übernachten, haben die Südtirol Card großteils inkludiert. Diese berechtigt u.a. zur kostenlosen Nutzung der öffentlichen Mobilität. So werden Gäste motiviert und gelenkt, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das Bundesland Salzburg setzt ab Juli 2025 ebenfalls auf diese Strategie.
6. Gezielte (Nicht)-Information: Digitales Besuchermanagement etablieren und gezielt (Nicht-)Informationen zum Einsatz bringen
Beispiel: Die Lübecker Bucht hat ein digitales Besuchermanagement via Strandticker eingeführt, dessen Ziel es ist, die räumliche Entzerrung der Besucherströme und die gleichmäßigere Verteilung der Besucher auf einzelne Strandabschnitte zu bewirken. Die Anzahl der Strandgäste wird dabei lokal in Echtzeit von Sensoren aufgenommen, in Form eines Ampelsystems visualisiert und über die Web-App „Strandticker“ ausgespielt. Zudem können Destination-Dashboards gebündelte Informationen zur aktuellen Auslastung zeigen (auf Basis von Echtzeit-Daten und Prognose-Daten).
- Weitere Informationen sowie Anmeldung zum Tourismusgespräch mit Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler und Branchen-Experten, initiiert von Österreichs größtem Tourismusberatungsunternehmen Kohl † Partner, unter Tourismus im Gespräch (kohl-partner.at).