Wirtshaussterben im ländlichen Raum
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Wirtshaussterben im ländlichen Raum

15.02.2024 | Krimmer Consulting

76 Prozent aller bayerischen Bürgermeister in Kommunen bis zu 10.000 Einwohnern erleben ein Wirtshaussterben in ihrer Region. Die Ursachen dafür sind oft vielfältiger Natur. Die Nachfolgesuche zeigt sich stark erschwert, in den gastronomischen Einheiten fehlt es massiv an Personal, und die wirtschaftliche Attraktivität ist vielerorts nicht gegeben. Auch die Vielzahl an Auflagen und der hohe Grad an Bürokratie werden als Gründe für die zunehmende Schließung von bayerischen Wirtshäusern im ländlichen Raum aufgeführt

Symbolbild Wirtshaus in Bayern / Bildquelle: Hotelier.de
Symbolbild Wirtshaus in Bayern / Bildquelle: Hotelier.de

Dies sind die Kern-Ergebnisse einer Online-Befragung zur Relevanz von Wirtshäusern unter 1.121 bayerischen Bürgermeistern von Gemeinden mit bis zu 10.000 Einwohnern, die das Bayerische Zentrum für Tourismus in den Monaten September und Oktober 2023 im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Zukunft des Wirtshauses durchführte. 257 Bürgermeistern nahmen an der Umfrage teil und äußerten sich zur Rolle des Wirtshauses und zu den Folgen des Wirtshaussterbens sowie den Möglichkeiten und Instrumentarien zum Erhalt, der Förderung und der Entwicklung von bayerischen Wirtshäusern im ländlichen Raum.

Starke Wahrnehmung des Wirtshaussterbens im ländlichen Raum

Die Anzahl der Wirtshäuser in einer Gemeinde korreliert weitestgehend mit der Einwohnerzahl. Während 81% aller Bürgermeistern von Gemeinden mit mehr als 5.000 Einwohnern angaben, über fünf und mehr Wirtshäuser zu verfügen, konnten von den Kommunen mit bis zu 2.500 Einwohnern nur circa ein Fünftel (19 Prozent) mit fünf und mehr Wirtshäusern aufwarten. Vielmehr verfügten die kleineren Kommunen entweder über gar kein Wirtshaus (8 Prozent) oder in der Mehrzahl über maximal ein (19 Prozent), zwei (22 Prozent) oder drei (23 Prozent) Wirtshäuser.

Ist das aktuelle Wirtshausangebot noch relativ zur Gemeindegröße zu sehen, spielt die Einwohnerzahl jedoch für die subjektive Wahrnehmung eines Wirtshaussterbens keine Rolle. So erleben die Bürgermeister aller kommunalen Größenordnungen mit circa dreiviertel aller Befragten ein Wirtshaussterben in ihrer Gemeinde.

Während die Höhe der Einwohnerzahl nicht ausschlaggebend für die Wahrnehmung des Wirtshaussterbens im ländlichen Raum zu sein scheint, vermag jedoch die touristische Prägung der Kommunen dem schleichenden Aussterben der Wirtshäuser in moderatem, aber spürbaren Ausmaß entgegenzuwirken. So nehmen touristisch geprägte Regionen das Wirtshaussterben etwas weniger stark wahr (68 Prozent) als kaum (82 %) oder gar nicht touristisch geprägte Regionen (78 Prozent).

Hohe soziale Relevanz des Wirtshauses im ländlichen Raum

Das bayerische Wirtshaus als sozialer Treffpunkt (94 Prozent) und Erlebnisraum für Festivitäten und Veranstaltungen (90 Prozent) hat nach Ansicht der Bürgermeister einen erheblichen Einfluss auf die Lebensqualität (96 Prozent) und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Ort (94 Prozent). Entsprechend sehen die Befragten, insbesondere in der Erosion des sozialen Zusammenhalts, eine wesentliche Folgeerscheinung des Wirtshaussterbens. In Konsequenz bewerten nahezu drei Viertel aller Bürgermeistern das Wirtshaus als wichtigen (35 Prozent) bzw. eher wichtigen Teil (39 Prozent) der kommunalen Daseinsvorsorge.

Heterogenes Bild bei der Umsetzung von Förderungsmaßnahmen in den Kommunen

Auch wenn die Befragten in erster Linie die Privatwirtschaft in der Pflicht sehen, wirtschaftlich tragfähige gastronomische Angebote zu entwickeln (96 Prozent), empfindet sich, angesichts des Stellenwerts des Wirtshauses als sozialer Ort, jede(r) zweite Bürgermeister in der Verantwortung, wenn es um den Erhalt und die Förderung des lokalen Wirtshausangebots geht (50 Prozent). 

Als wichtig bzw. eher wichtig wird hier die bewusste Pflege traditioneller und kultureller Veranstaltungen im Wirtshaus erachtet (89 Prozent) sowie die enge Zusammenarbeit mit den Vereinen vor Ort (84 Prozent), die schnelle Bearbeitung von Genehmigungsverfahren (66 Prozent), die Zusammenarbeit mit örtlichen Produzenten, Direktvermarktern und landwirtschaftlichen Betrieben (63 Prozent) und die Erschließung öffentlicher Fördermittel (58 Prozent).

In der konkreten Umsetzung der verschiedenen Fördermaßnahmen zeigt sich in der Studie ein sehr heterogenes Bild: Von Kommunen, die sich stark in der Beratung und der finanziellen Unterstützung von Betrieben, bis hin zum Betrieb eines eigenen Wirtshaus engagieren, und Kommunen, die vieles davon nicht umsetzen, es für nicht umsetzbar halten oder bestimmte Maßnahmen als nicht geeignet halten, zum Erhalt und Förderung einer lokalen Wirtshauskultur beizutragen. „Wir müssen mehr tun beim Thema Wirtshaus“ resümiert Prof. Dr. Marco A. Gardini vom BZT die Ergebnisse der Studie. „Ansonsten geht uns in den Regionen ein Stück bayerischer Kulturlandschaft unwiederbringlich verloren.“

  • Alle Ergebnisse der Studie finden Sie hier

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