Ein Sanierungsplan für die KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH dient der Überwindung eines finanziellen Engpasses nach einem gescheiterten Großprojekt / Die gute Auftragslage sichert die fortlaufende Porzellanproduktion und die Arbeitsplätze
Update 19.05.20: Interview mit GF Holger Raithel über die Zukunft der KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH
Kahla, 10. März 2020 – WallnerWeiß beantragte am heutigen Tag für das Thüringer Traditionsunternehmen beim Amtsgericht Gera die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Sanierung in Eigenverwaltung. Grund dafür ist ein entstandener finanzieller Engpass durch ein gescheitertes OEM-Projekt: In den Jahren 2017 und 2018 investierte KAHLA einen Millionenbetrag in die Fertigung eines Fremdmarkenauftrags, der nach anfänglichen technischen Problemen mit neuen Maschinen vom Großkunden aufgekündigt wurde und KAHLA mit hohen Verlusten zurückließ.
Das Amtsgericht Gera folgte dem gestellten Antrag und bestellte Herrn Rechtsanwalt Kai Dellit von der Kanzlei hww hermann wienberg wilhelm zum vorläufigen Sachwalter.
Gute Auftragslage sichert künftig Produktion und Arbeitsplätze
„Wir konnten im Jahr 2019 die für das Großprojekt freigehaltenen Produktionskapazitäten nicht vollständig füllen und damit nicht genügend Reserven aufbauen, um die Verluste zu kompensieren. Es ist uns aber gelungen, eine sehr gute Auftragslage für das Jahr 2020 zu generieren. Wir können jetzt ein Plus im Auftragsbestand von 60 % und eine Steigerung des Auftragseingangs von 25 % über Vorjahr verbuchen. Im Rahmen des Sanierungsplans wird die termingerechte Produktion für bestehende und neue Aufträge abgesichert und KAHLA auch im internationalen Geschäft als verlässlicher Partner wirken.“, so Holger Raithel, Geschäftsführender Gesellschafter der KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH.
Die 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Produktion und Verwaltung sollen gehalten werden. „Die Kompetenz, der Teamgeist und die Loyalität der Angestellten sind die Basis für die Zukunftsfähigkeit von KAHLA und den langanhaltenden Erfolg unserer Made-in-Germany-Strategie.“
Hintergrundinformationen zu KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH
Seit 176 Jahren wird im thüringischen Kahla Porzellan produziert. Vor der Wiedervereinigung war Kahla die Zentrale des VEB Feinkeramik, einem Kombinat, das einen weltweiten Markt mit Geschirr belieferte. Im Jahr 1994 rettete Günther Raithel das Porzellanwerk in Kahla aus einer Insolvenz. In 26 Jahren investierte die KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH über 35 Millionen Euro in das Traditionsunternehmen, das mit seinem Maschinen- und Roboterpark heute als eines der modernsten und umweltfreundlichsten Werke Europas gilt.
Seit 2005 führt Sohn Holger Raithel das Familienunternehmen. Er etablierte die Nachhaltigkeitsstrategie „KAHLA pro Öko“, ließ eine Photovoltaikanlage zur Gewinnung von Solarstrom und eine Wärmerückgewinnungsanlage installieren und minimierte dank neuester Ofentechnologie den CO2-Ausstoß der Firma.
Die Marke KAHLA steht heute für ausgezeichnetes Design und hohen Innovationsgrad. In diesem Jahr gewann KAHLA mit dem „Dineus 2020“ seinen 105. und 106. internationalen Preis für gute Gestaltung in den Kategorien „Gastronomie“ und „Innovation des Jahres“. Gründer Günther Raithel wurde zeitgleich mit dem Lifetime Achievement Award, dem Preis für das Lebenswerk, durch das Tableware International-Magazin ausgezeichnet.
Mit Patenten und Innovationen wie zum Beispiel „touch!“ – Porzellan mit spülmaschinenfester Samtbeschichtung –, „Magic Grip“ - rutschfestes Geschirr mit Silikon-Applikation –, und smarten Tassen mit RFID- und NFC-Transpondern bietet KAHLA Alleinstellungsmerkmale in allen vier Geschäftsfeldern.
In 60 Ländern werden Kunden mit Haushaltsgeschirr (Retail), Porzellan für Hotellerie und Gastronomie (Professional) und individualisierten Werbemitteln (Artvertising) beliefert. Außerdem bietet KAHLA Auftragsfertigung (OEM) für andere Marken an
https://www.kahlaporzellan.com
Über WallnerWeiß
Die WallnerWeiß Unternehmensgruppe, bestehend aus wwp WallnerWeiß Rechtsanwälte Partnerschaft mbB sowie den Gesellschaften für Unternehmenssanierung und Insolvenzverwaltung, ist mit 18 Standorten ein bundesweit auf Unternehmenssanierung spezialisierter und ausschließlich auf diesem Gebiet tätiger Kanzleiverbund.