Während Fernanda Befi Lacordia und Simon Guitard in ihren Heimatländern Kraft tanken und Verwandtschaft besuchen, machen sie Raum für Pop-up Projekte
Berlin - Die Holly Gastrobar ist ein Familienbetrieb. Bier- und Wein-Sommelière Fernanda Befi Lacordia und Koch Simon Guitard stecken daher nicht nur viel Arbeit in ihr Restaurant, sondern viel Herzblut und Leidenschaft, durch die sich das Paar einen festen Platz in der Gastro-Szene Berlins erobert hat. Nach drei intensiven Jahren wird es Zeit, den Schwerpunkt von „Betrieb“ auf „Familie“ zu legen. Für ihren Traum, ein eigenes Restaurant in Berlin zu führen, haben die gebürtige Brasilianerin und der Franzose Menschen vernachlässigt, die ihnen wichtig sind, und sind an ihre Grenzen gegangen.
„Unser Traum hat uns überwältigt und dabei so viel von uns genommen“, sagt Fernanda Befi Lacordia, die bei der Eröffnung im vierten Monat schwanger war. Mittlerweile ist ihr Sohn drei Jahre alt. „Wir haben versucht, alles allein zu schaffen und merken nun, dass es auf Kosten unserer Familie und der Gesundheit geht.“ Die einjährige Auszeit wird das Betreiberpaar auch nutzen, um Pläne zu machen, wie sie sich in Zukunft anders aufstellen können.
„Wir haben gar nicht gemerkt, wie viel Zeit und Liebe wir ins Restaurant gesteckt haben“, meint Simon Guitard, „wenn wir 2025 neu starten, werden wir die Verantwortung mit Mitarbeitenden teilen, denen wir vertrauen, um die Familie nicht immer hintenanzustellen.“ Die beiden sind sich sicher, dass das funktionieren wird. „Man muss lernen, nicht alles selbst zu machen“, meint Fernanda Befi Lacordia, „das werden wir. Uns geht es darum, gesund und glücklich zu sein.“ Damit setzen sie auf eine bessere Work-Life-Balance, die in der Gastronomie noch immer schwer umzusetzen ist. „Man muss Prioritäten verschieben“, erklärt Simon Guitard, „aber es ist möglich.“
Nun möchten sie erst einmal reisen und ihren Sohn der nahen Verwandtschaft in ihren Heimatländern vorstellen. Da ein kurzer Besuch nicht ausreichen würde, sich wieder enger mit Familie zu verbinden, wird das Paar frühestens im Sommer oder im Herbst nach Berlin zurückkehren. Bis dahin wird Guitards Mutter endlich Gelegenheit haben, ihren Enkel näher kennenzulernen. Und auch in Brasilien warten Verwandte, nach denen sich das Paar sehnt. „Viele werden uns für verrückt halten, dass wir unseren Erfolg mit dem Restaurant riskieren, um unseren Herzen zu folgen“, meint Fernanda Befi Lacordia, „aber ich glaube, wir sind nur so erfolgreich geworden, weil wir genauso ticken: Herz über Kopf.“
Das Holly Berlin wird in der Zwischenzeit für Pop-ups und kulinarische Events offenstehen. Am 31. Dezember 2023 schließt das Holly Berlin. Das Holly verfügt über 22 Plätzen an Tischen und sechs Plätzen an der Bar (ebenso viele passen auf die Terrasse) und ist Mittwoch bis Freitag ab 18 Uhr geöffnet. Die Küche schließt um 22:30 Uhr, die Bar ist bis 0:30 Uhr offen.