Wasserschloss am Walchensee: Ein Industriedenkmal öffnet seine Pforten: Zu ausgewählten Terminen können Urlauber das historische Kraftwerk vom Kochelsee aus mit dem Boot erreichen und die Pionierleistungen vergangener Tage bestaunen
Schon von weitem erkennt man das Walchenseekraftwerk an seinen sechs mächtigen, 400 Meter langen Rohren. Durch sie schießt das Wasser des Walchensees in den 200 Meter tiefer gelegenen Kochelsee und bringt die riesigen Turbinen zum Rotieren.
Das geschützte Industriedenkmal, das schon seit 1924 umweltfreundlichen Strom im Tölzer Land erzeugt, gehört noch heute mit einer Jahreserzeugung von 300 Millionen Kilowattstunden zu den größten Speicherkraftwerken Deutschlands.
Walchensee Urlaub mit Besichtigung des Wasserschlosses
Zu ausgewählten Terminen können Gäste in diesem Sommer nicht nur Informationszentrum und Maschinenhaus besichtigen, sondern auch das Wasserschloss, das heimliche Herzstück der Anlage oben am Berg. Die Bootsfahrt mit Besuch beim sanften Riesen dauert drei Stunden und kostet für Erwachsene 10 Euro (mit Gäste Karte 8 Euro) und für 4- bis 14-Jährige 6 bzw. 5 Euro. Die Termine: 30. Mai, 13. und 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. und 22. August sowie 5. September.
Start ist jeweils um 11 Uhr an der Bootsanlegestelle in Kochel a. See. 35 Minuten später steht Markus Krinner in Altjoch bereit. Der E.ON-Mitarbeiter hat eigens den „staatlich geprüften Betriebsleiter Seilbahn” absolviert: „Das war notwendig, um Gäste mit der Standseilbahn zum Wasserschloss am Berg transportieren zu dürfen”, erklärt er. Oben angekommen, heißt’s allerdings Treppen steigen — insgesamt 136 Stufen im Inneren des Gebäudes.
Nach einer Verschnaufpause auf der Terrasse, von der man über die Bilderbuchidylle des Tölzer Landes mit dem Herzogstand und den Klöstern Benediktbeuern und Schlehdorf bis zum Starnberger See blickt, fesselt das gigantische Wasserschlossbecken die Aufmerksamkeit. „Hier werden die Druckschwankungen ausgeglichen”, so der Experte. „Wenn wir die Maschinen gerade an- oder ausschalten, ist das Rauschen gewaltig — ein wirklich spektakuläres Schauspiel mit heftigem Wellengang”, erklärt Krinner den Sturm im überdimensionalen Wasserglas.
Besonders beeindruckend für Krinner ist nach wie vor auch die herausragende Pionierleistung
In der Planungsphase war das Walchenseekraftwerk das größte seiner Art weltweit und vieles, was noch heute dem Stand der Technik entspricht, wurde hier entwickelt. Mit der Standseilbahn geht’s anschließend hinunter zum Maschinenhaus und zum Informationszentrum, in dem die Gäste weitere Details über die Anlage im Speziellen und über Stromerzeugung im Allgemeinen erfahren.
An der Bootsanlegestelle wartet schon Manfred Kneidl mit seinem Motorschiff — dem einzigen übrigens, das auf dem sechs Quadratkilometer großen und bis zu 68 Meter tiefen Kochelsee verkehren darf. Schon seit 35 Jahren dreht der Kapitän seine Runden auf dem See — und jedes Jahr freut er sich wieder auf den Saisonstart.
Sein Tipp für Romantiker: die Abendfahrten mit Felsenkeller-Echo. Wenn das Boot in Kochel a. See startet, vom Rabenkopf über den Jochberg bis zum Heimgarten die Hausberge am Horizont die Kulisse säumen und er Kurs Richtung Sonnenuntergang nimmt, ist die Welt in Ordnung. „Das Echo-Blasen ist auch für mich immer wieder ein ergreifender Moment”, erzählt der 58-jährige Kapitän.
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