Flüchtlinge in Hotels als Gäste und Mitarbeiter - Chancen und Risiken
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Flüchtlinge in Hotels als Gäste und Mitarbeiter - Chancen und Risiken

06.10.2015 | Wolfgang Ahrens Hotelier.de

Die deutsche Gesellschaft im Stresstest: Inzwischen sind es 1,5 Millionen Flüchtlinge, die in Deutschland 2015 erwartet werden. Und die Bundespolitik ratlos, wie Kanzleramtschef Peter Altmaier bei "Günther Jauch" bewies. Noch schlimmer: Das von großen Sendeanstalten wie ARD und ZDF die Meinungsspaltung der Bevölkerung zum geballten Zuzug von arabisch stämmigen Personen nicht oder unzureichend dokumentiert wird. Der Hotellerie wird vorgeworfen, sie mache moralisch verwerflich Kasse. Eine Stellungnahme von Hotelier.de zu einem Thema, das und alle angeht

Flüchtlingsdrama künstlerisch interpretiert von Gero Feldmann*
Flüchtlingsdrama künstlerisch interpretiert von Gero Feldmann*

Das hat uns gerade noch gefehlt: Jetzt eine neue Debatte zum Mindestlohn. Der soll gemäß der NGG Vorsitzenden Rosenberger auch für Flüchtlinge gelten. Die Dame hatte sich schon verschieden negativ hervor getan, so mit dem Anwurf, das Selbstständige, die den Mindestlohn nicht zahlen könnten und deshalb Mitarbeiter entlassen müssten, ein verfehltes Geschäftsmodell zu Grunde läge.

Ginge es nach der Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) und Verdi Vorstand Frank Bsirske, würde sogar eine Anhebung des Mindestlohnes auf 10,00 € ins Haus stehen - sie brechen damit eine Diskussion zu einer Unzeit los über einen Mindestlohn, der in der Höhe viele Firmen - auch in der Gastronomie und Hotellerie - in das 'Aus' befördern bedauern würde.

Flüchtlinge als Gäste in Hotels

Letztendlich ist die Hotellerie immer auch ein Spiegel der Gesellschaft und so schlägt der Stress der Beteiligten hohe Wellen. Viel wurde darüber in den letzten Tagen berichtet, teilweise mit Vorwürfen an die deutsche Hotellerie, den Steuersäckel über Gebühr zu belasten. Unter anderem wurden das Maritim Hotel Halle und auch ein Hostel in Berlin genannt, das die Bettenanzahl für den Zeck der Vermietung an Flüchtlinge fast verdreifacht hatte.

Festzuhalten gilt, dass im Moment alle Ressourcen der Beherbergung genützt werden müssen, da Aufnahmelager hoffnungslos überfüllt sind. Hier muss bei Flüchtlingen, deren Asylantrag positiv beschieden ist, schnell in andere Unterkünfte geräumt werden, um neuen Schutzsuchenden Platz zu machen.

Die Behörden wenden sich zurzeit auch an die Kettenhotellerie, um Räume zu akquirieren. Diese ist wie die Privathotellerie an wirtschaftliche Preise gehalten und stellt nur entsprechende Hotels zu diesem Zweck zur Verfügung: auslastungsschwach oder leerstehend sind sie eine Chance, mehr Platz für Flüchtlinge zu bekommen - und Geld zu verdienen: bei 10 - 20 € pro Bett ergibt das keine übertriebenen Renditen. Schwarze Schafe gibt es überall, aber es darf dann nicht zur Verunglimpfung einer ganzen Branche kommen.

Inwieweit die Hotellerie den Druck vom Wohnungsmarkt nehmen kann, bleibt abzuwarten. Dort, wo es Arbeitsplätze gibt und die Wunschdestinationen der Flüchtlinge, nämlich die deutschen Großstädte, gibt es nur wenig leer stehende Hotels. Saisonhotels könnten eventuell temporär in der schlechten Jahreszeit aushelfen - die haben dann aber oft Angst, dass der Ruf ruiniert wird.

Flüchtlinge als Mitarbeiter in Hotels

Hier gilt es einiges zu beachten und oft stimmt einfach die Atmosphäre zwischen Hotelleitung und Asylanten nicht - wie bei deutschen Arbeitnehmern auch oft. Die gute Beschäftigungssituation der Branche könnte aber sehr zu einer schnelleren Integration von Asylanten führen - wenn man es richtig anfängt und weiter bürokratische Hemmnisse abgebaut werden (Doppelzuständigkeit von Behörden, siehe unten).

Natürlich kann ein anerkannter Asylant sofort eingestellt werden. Die Mühlen der Behörden arbeiten inzwischen schneller. Anders sieht es bei Asylbewerbern aus. Die müssen eine Arbeitserlaubnis nachweisen, die gleich von 2 Behörden, nämlich von der Ausländerbehörde in Abstimmung mit der Bundesagentur für Arbeit abhängig ist.

Und nachdem die ihre Arbeit getan haben, gibt es immer noch die Sprachprobleme und anderen Schwierigkeiten, die verschiedene Ethnien, die frisch aufeinanderstoßen, nun einmal mit sich bringen. Vielleicht machen Hotels ja mit der Ausländerbehörde und Asylanten einen Tag der offenen Tür, um auszuloten, wer zueinander passt. Sicherlich wäre auch ein gesponserter Lohn eine gute Idee, um mehr Leute in Lohn und Brot zu bekommen. Interessant: Bei einer Hotelausbildung muss die Agentur für Arbeit nicht zustimmen - hier gäbe es nach einem Sprachkursus für Flüchtlinge sicherlich eine Win Situation für die Hotels.

Wir hoffen einmal auf einen nicht so strengen Winter und die Erkenntnis in der Politführungsetage, das eine Asylpolitik ohne Limit in einer überbevölkerten Welt kein sicherer Hafen ist. Und die Erkenntnis, dass man auch gut leben kann, wenn man nicht überall Weltmeister ist. Aber daran müssen wir wohl noch arbeiten, denn sicherlich hat nicht nur VW elitäre Weltmarktführeransprüche - und Leichen im Keller, die irgendwann anfangen zu stinken. Weniger kann also mehr sein - diese Einsicht kommt hoffentlich im Land, in dem die Filzokratie immer deutlicher ihre Nachteile freilegt, hoffentlich nicht zu spät.

Tipps für den Hotelier und Lieferanten

* Dieses Bild ist im Original ca. 2 Meter breit und das erste Teil von 3 Bildern. Bei Interesse an Bildern können Sie Gero Feldmann kontaktieren über info@feldmann-und-partner.de und Telefon 04161/ 641185

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