Aufgaben eines Innenarchitekten im Hotel
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Aufgaben eines Innenarchitekten im Hotel

18.03.2021 | Gute Leude Fabrik

Dorothee Maier stellt sich als Erfolgs-Innenarchitektin zu ihren Aufgaben folgenden Fragen: Wie ist es gelungen, die Treudelberg-Essenz mit in das neue Design zu nehmen? - Wie kommen die Umbauten bei den MitarbeiterInnen im Treudelberg an? - Was hat sie extra aus dem Museum für das Hotel-Restaurant „Lemsahler“ besorgt? - Inwiefern ist die Arbeit einer Innenarchitektin durch Corona betroffen?

Steigenberger Hotel Treudelberg Restaurant und Lounge / Bildquelle: Beide Steigenberger Hotel Treudelberg
Steigenberger Hotel Treudelberg Restaurant und Lounge / Bildquelle: Beide Steigenberger Hotel Treudelberg
Lemsahler Evenrestaurant
Lemsahler Evenrestaurant

Frau Maier, Sie sagen, für Sie als Münchnerin steht Hamburg für riesige Schiffe, Exotik, Weltoffenheit, Mut und Unternehmergeist. Wie haben diese Attribute Sie in der Gestaltung des Steigenberger Hotel Treudelberg beeinflusst?

Das war ein Spagat: Man befindet sich zwar in einem Landhaus, versteht sich aber dennoch total weltmännisch. Eine Mischung zu kreieren zwischen Bodenständigkeit und Glamour war die Aufgabe hier, eine Art elegante Rustikalität. Im Foyer gibt es zum Beispiel golden verkleidete Stützen, aber dann eben auch finnisch anmutende Sitzmöbel und Holzboden um den Kamin herum. Diese zitieren eher wieder das Landhaus. Und genau dieser Mix zwischen Glamour und Bodenständigkeit - das macht das Steigenberger Hotel Treudelberg aus - und eben auch Hamburg. So etwas klappt an anderen Orten nicht.

Wie wichtig war es für Sie, das Treudelberg-Flair mit in das neue Design zu bringen und wie ist Ihnen das gelungen?

Die Stammgäste und MitarbeiterInnen abzuholen und in ein neues Lebensgefühl mitzunehmen, war die mentale Aufgabe hier. Das Haus war hochwertig gebaut und ausgestattet, aber eben so in die Jahre gekommen. Man könnte sagen, es war „edel abgewohnt“. Wir wollten es mit einem frischen Look für eine neue Generation wiederbeleben, aber natürlich die Treudelberg-Identität um jeden Preis wahren. Die Raumstruktur und die Außenfassade haben sich nicht geändert.

Wir haben uns bei der Arbeit verliebt in dieses "alte Schiff“. Dieses Projekt wurde aber nicht alleine von der meierei realisiert, sondern zusammen mit dem Hamburger Architekturbüro SWP-Architekten. Unser Part war die Innenarchitektur, SWP hat sich um die gesamte Gebäudesanierung der Architektur gekümmert. Es war ein echtes Teamprojekt mit toller Unterstützung vor Ort.

Wie sind Sie vorgegangen um die Essenz des Steigenberger Hotel Treudelberg zu erkennen?

Wir hatten das Glück, von Michael Fritz (dem damaligen Hoteldirektor, inzwischen hat Eckart Pfannkuchen die Leitung übernommen.) im Vorfeld intensiv gebrieft worden zu sein. Bei den Terminen waren die Sensoren komplett offen. Man läuft durch das Haus, lässt sich alles zeigen und nimmt alle Informationen auf. Der erste Eindruck war: „Wow, alles hochwertig, aber zu alt.“ Wir haben uns für eine Stunde ins Foyer gesetzt und beobachtet: Was machen die Menschen hier? Wo kommen sie an? Was sind die nächsten Schritte? Wie grüßen sich die Leute auf den Fluren? Was macht das Personal? Man muss vor Ort sein um den Geist einen Hauses zu verstehen. So bekommen wir ein Gefühl für den Ort, das wir verarbeiten und in neues Design interpretieren können.

Wie wurden die Umbauten bis jetzt aufgenommen?

Menschen mögen ja grundsätzlich keine Veränderungen, aber wir hatten den Eindruck, dass die MitarbeiterInnen sich freuen, ihren Arbeitsplatz nun frisch renoviert und „geliftet“ zu bekommen. Die neue Gestaltung wurde damals wirklich gut kommuniziert und hausintern eingeführt. Schlussendlich wenn man den neuen Ort betritt und alle gezeichneten Striche gebaute Wahrheit geworden sind, ist es ein unheimlich tolles Gefühl, welches wir auch durch die Mitarbeitern und den Eigentümer wiedergespiegelt bekamen.

Können Sie uns in 5 Worten das neue Gestaltungskonzept des Steigenberger Hotel Treudelbergerklären?

Elegant, rustikal, modern, glamourös, international.

Man vermag ja kaum noch daran zu denken, aber inwieweit spielten etwaige Großveranstaltungen wie beispielsweise Hochzeitsfeiern im Steigenberger Hotel Treudelberg bei der Umgestaltung eine Rolle?

Es gab eine klare Anweisung. Im Steigenberger Hotel Treudelberg fanden schon immer unterschiedlichste Veranstaltungen statt. Es gab klassische Konferenzen, Business-Meetings, ein Fußballclub war Hausgast, Hochzeiten wurden gefeiert, auf Golfturniere angestoßen. Es gab kleine Besprechungsräume und Arbeitsflächen, aber eben auch den großen Ballsaal. Diesen Ballsaal wollte man unverändert vielseitig nutzen. Wir haben die Gestaltung über eine spannende Wechselwirkung zwischen dem individuell entworfenen Teppichboden und grafischen Lichtelementen an der Decke gelöst. Die Beleuchtung im gesamten Hotel ist Ergebnis einer weiteren gelungenen Zusammenarbeit mit dem Hamburger Lichtplaner notholt lighting design.

Ihnen ist es gelungen, im hauseigenen Restaurant „Lemsahler“ ein Stück Hamburg einzuflechten. Können Sie uns dazu mehr erzählen?

Das ist ein großes Geschenk des Museum für Hamburgische Geschichte. Wir sind zum Spicken an die Quelle gegangen, um zu prüfen, wie viel dran ist an der Fantasie der Hamburger Schiffe und der „großen weiten Welt“. Dieses Museum ist ein Abenteuerbuch und natürlich gibt es da auch die Abteilung der hochwertigen Ausbauten der Bürgerhäuser. Auf der Suche nach der richtigen Emotion sammelten wir dort viele Bilder ein.

Hängen blieb eine barocke Zimmerdecke aus einem Bürgerhaus. Dieses historische Motiv durften wir freundlicherweise verwenden und als Deckenmotiv im Restaurant einbringen. Diese handbemalte Decke zeigt Opulenz und Lebensfreude und zitiert die typischen Hamburger Kaufmannsleute, ohne kitschig zu wirken. Zu diesem Zitat bekommen wir sehr begeisterte Rückmeldungen.

Was war Ihre Inspiration bei der Gestaltung der neuen „Treudelbar“?

Die „Treudelbar" erhielt eine neue Anbindung ans Haus. Sie funktioniert in Zusammenhang mit dem Kamin im Foyer, kann aber auch das Warm-up zum Restaurant „Lemsahler“ sein und bietet auch eine Öffnung in der Garten. Die „Treudelbar" liegt am Land, in einer Art Gutshof. Unsere Assoziation war hier der Schmied, der uns hier in Lederschürze und weißem Hemd ein tolles Getränk „schmiedet“. Wenn der Schmied sein Eisen über dem Feuer bearbeitet, entsteht ein Funkenflug. Dieser war die Inspiration, in der „Treudelbar“ alles in Gold glühen zu lassen.

Ohne Golf kein Treudelberg. Wie finden wir den Lieblingssport unserer Gäste in den Hotelräumlichkeiten wieder?

Es gibt jetzt einen echten, eigenen Golfbereich, der vorher auf mehrere Orte verteilt war. Die Golfer finden einen schönen Platz zum Einchecken, so wie das Bistro „19“ und ein eigenes Restaurant. All das wurde sanft saniert, ausgebaut und mit feinen Farben akzentuiert. Erweitert wurde die 3 dunkelblaue „Golf-Lounge“ mit eigenem Kamin. Der Außenbereich mit all der schönen Natur wurde nicht bearbeitet, schließlich ist das ja schon ein kleines Golfparadies.

Welche Neuigkeiten erwarten unsere Gäste von nun an in ihren Zimmern und Suiten?

Die Zimmer erhielten einen neuen Look, geprägt von unterschiedlichen, großformatige Tapeten, Holzdielenböden, farbigen Wänden und modernen weißen Möbel als Kontrast. Als Erinnerungsstück wurden die vorhanden Sessel neu aufgepolstert und modern bezogen. Das Haus bietet jetzt vier unterschiedliche Suiten mit je einem eigenen Thema an. Die „Treudelberg Suite“ wurde zum Beispiel ausgestattet mit einem eigenen Spa, sprich Sauna, Whirlpool und Ruheinsel. Über dem Golfbereich befindet sich die „Grand Park Suite“, die sehr dunkle Tapete mit roten Nachtlilien ziert. Alle Suiten besitzen die gleichen Gestaltungselemente wie die Zimmer, bieten jedoch mit zusätzlichem Wohn- und Essbereich mehr Raum.

Wie sind Sie denn zur Innenarchitektur gekommen? Und warum Hotels?

Das ist eigentlich eine ganz schöne Geschichte. Ich komme aus der Schneiderei, musste aber feststellen, dass mir der Rhythmus der Mode zu schnell ist. Innenarchitektur passt zu meinem persönlichen Maßstab. Innenarchitektur ist die dritte Haut, nach der Mode und der Eigenen. Sie handelt von allem, was unser Leben lebenswert macht. Mit der Innenarchitektur für Hotels beschäftige ich mich schon lange. Mein erstes Hotelprojekt war tatsächlich auch in Hamburg. Hotels im Bestand sind unsere Lieblingsbaustellen. Wir arbeiten mit dem Vorhandenen, das ist sehr nachhaltig. Man braucht viel Fingerspitzengefühl um alle Beteiligten abzuholen und das investieren wir gerne.

Wie lässt sich Gastfreundlichkeit in Innenarchitektur übersetzen?

Wenn wir in einen Raum betreten, ist das erste Signal, das wir erhalten, visuell. Akustik spielt hier übrigens auch eine oft unterschätzte Rolle. Daraufhin entscheiden wir uns, ob wir hier etwas berühren oder uns berühren lassen. Der Mix aus dem, was wir sehen, hören und fühlen muss harmonieren, damit wir uns willkommen fühlen. Ich als Innenarchitektin kann allerdings lediglich das Grundsetting schaffen. Vieles hängt dann von den Menschen ab, die den Raum später bespielen.

Inwiefern ist Ihre eigene Arbeit gerade durch Corona betroffen?

So wie bei vielen andern: einige unserer Projekte liegen auf Eis. Wir haben den Ruck, der durch dieses Land geht, auch bemerkt. Glücklicherweise sind wir breit aufgestellt und nicht nur auf Hotels fokussiert, sodass wir den Einschnitt durch andere Projekte abfedern können. Man muss vorausschauend denken, denn es entsteht auch ein positiver Effekt: Viele Menschen setzen sich momentan verstärkt mit ihrer eigenen Umgebung auseinander und schätzen diese mehr wert.

Haben Sie einen Tipp für Hobby-Innenarchitekten zu Hause?

Mutig sein! Das Einfachste, was in der Wohnung verändert werden kann, ist die Wandfarbe. Und da darf man sich wirklich mehr zutrauen als Weiß. Farbe zu ändern kostet am wenigsten und macht am meisten Laune. Die Accessoires kann man dann dementsprechend ergänzen. Lieber weniger und dafür mutiger!

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Maier!

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