Der Tuxerhof ist ein familiengeführtes Alpin Spa Hotel. Als Gastgeber arbeiten dort zwei Generationen einvernehmlich Hand in Hand: Andrea und Willi Schneeberger
München - Das Alter von Bäumen lässt sich an ihren Jahresringen ablesen, die sich Schicht um Schicht übereinanderlegen. Das Pendant bei traditionsreichen Hotels ist eine Folge von Um-, Aus- und Anbauten, die das ursprüngliche Stammhaus sukzessiv verändern und erweitern. Der Tuxerhof in der Ortsmitte von Vorderlanersbach ist so ein Fall. 1929 wurde er in Handarbeit und Holzbauweise mit acht einfachen Doppelzimmern errichtet.
Heute hat das Hideaway fünf Sterne, eine 2.200 Quadratmeter große Relaxwelt, einen Rooftop Infinity-Pool, ein HimmelREICH mit Alpenpanorama, eine Feuerlounge mit Vinothek und einen Buffet-Genussmarkt im Restaurant. Bei der letzten großen Transformation 2018 wurde ein Drittel des Gebäudes abgerissen und der verbleibende Kern in einer Rekordzeit von nur 111 Tagen ergänzt und aufgestockt. Seither gehen Alt und Neu fließend ineinander über.
Weiterentwicklung als einzige Option
„Nicht stehen zu bleiben ist die einzige Option“, erklärt Andrea Schneeberger. „Sonst gibt es keine betriebliche Weiterentwicklung.“ Was das bedeutet, weiß die 39-Jährige aus familiärer Erfahrung. Der Tuxerhof, für den ihr Vater nach dem frühen Tod des Großvaters mit 27 Jahren und „mit dem starken Rückhalt der Großmutter im Hintergrund“ die Verantwortung übernehmen musste, war in ihrer Kindheit ihr Zuhause und Mithelfen eine Selbstverständlichkeit. Nach dem Abitur besuchte Andrea Schneeberger eine Hotelfachschule „als Grundstein“, lernte anschließend Betriebe im In- und Ausland kennen und begann 2008, im Tuxerhof mitzuarbeiten.
Dieser befand sich seit Mitte der 1980er Jahre mit Innovationen und Investitionen von Tiefgarage über Hallenbad bis Alpin Spa auf einem erklärten Qualitäts-Kurs. „Für mich stand nie zur Debatte, beruflich einen anderen Weg zu gehen“, blickt Andrea Schneeberger zurück. „Das Hotelleben war von klein auf mein Ding.“
Seniorchef als Erfahrungsschatz
Entsprechend naheliegend sei es für ihren Vater gewesen, sie für die Nachfolge auszuwählen. In diese Rolle wuchs Andrea Schneeberger Schritt für Schritt hinein. Nach der Trennung der Eltern übernahm sie den Part der Mutter, die sich ums Operative und Marketing gekümmert hatte. Auch Andrea Schneebergers Mann Mario ist ins Familienunternehmen mit eingestiegen; er betreut Technik, Instandhaltung und Facility Management.
Seniorchef Willi Schneeberger ist als „sensationelle Unterstützung“ bis heute „voll mit dabei“ und zuständig fürs Controlling sowie Oberaufsicht aller Baumaßnahmen; die Büros von Vater und Tochter liegen direkt nebeneinander, so dass notwendige Absprachen unkompliziert möglich sind. Jeden Montag habe die beiden on top ihr fixes Meeting.
Arbeitsalltag Hand in Hand
„Wir arbeiten sehr einvernehmlich“, bilanziert Andrea Schneeberger. „Als Geschäftsführerin mit Prokura agiere ich offiziell als Chefin. Nur die Übergabe steht noch aus.“ Aber nicht nur hinter den Kulissen kooperieren Andrea und Willi Schneeberger als eingespieltes Team. Zusätzlich zeigen beide als Gastgeber aus Überzeugung viel Präsenz.
„Mein Vater kommt jeden Tag ins Hotel, schaut nach dem Rechten und nimmt alle Mahlzeiten im Restaurant ein“, so Andrea Schneeberger. Auch sie selbst legt Wert darauf, als Sommelière oder beim Gang von Tisch zu Tisch ganz nah an den Gästen zu sein. Bei diesen kommt das Engagement von Familie Schneeberger bestens an; viele sind Stammgäste, die Auslastung übers Jahr liegt bei 93 Prozent. Darauf ist Andrea Schneeberger zu Recht „sehr stolz“.
Treibende Kraft voller Respekt, Ehrgeiz und Spaß
Durch die Mitwirkung des Vaters fühlt sie sich weder bevormundet noch eingeengt. „Er lässt mich zu 100 Prozent machen“, lobt sie. Bei Veränderungen wie zwölf Zimmern und Suiten, die 2021 neu designt wurden, oder dem Kategorie-Wechsel zu fünf Sternen ist sie die „treibende Kraft“. „Ich weiß, dass ich in sehr große Fußstapfen trete“, beschreibt sie ihre Situation zwischen „Herausforderung“ und „Riesen-Chance“. „Aber ich bin eine sehr ehrgeizige Person, die ihre Aufgabe gut machen will.“
Insgesamt macht es ihr „unglaublich viel Spaß“, voller „Respekt“ für die Vergangenheit des Tuxerhofs Dinge verwirklichen zu können – egal ob in Sachen Architektur, Einrichtung, Weinsortiment oder Mitarbeiter-Recruiting für ihr Team, dem sich Andrea Schneeberger intensiv widmet. Als weibliche Führungskraft fühlt sie sich intern und extern ebenso wohl wie anerkannt – und in einer Familientradition. „In der Geschichte des Tuxerhofs waren Frauen maßgeblich am Erfolg beteiligt,“ weiß sie. „Die Hotelbranche ist generell keine reine Männer-Domäne“.
Leidenschaft für die Hotelbranche
In einer Hinsicht möchte es Andrea Schneeberger allerdings anders machen als ihre Vorgängerinnen. „Arbeit und Zuhause waren immer eins“, stellt sie fest. Damit diese Grenzen bei ihr nicht so stark verschwimmen, lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Kindern bewusst nicht im Hotel, sondern in einem Haus nebenan – also ausreichend weit weg, um Privatsphäre zu haben, aber doch so dicht dran, um bei Bedarf schnell im Tuxerhof zu sein.
Über die Frage, ob sie ihn in der Zukunft an ihren Sohn oder ihre Tochter übergeben würde, macht sie sich derzeit keine Gedanken. „Die beiden sind erst drei und sechs, also noch weit von der Entscheidung entfernt“, so Andrea Schneeberger. „Voraussetzung wäre, dass sie der passende Typ für diesen Beruf sind, die notwendigen Fähigkeiten und eine Leidenschaft für die Hotelbranche haben. Die braucht man, um erfolgreich zu sein.“