Von wegen strenges Fräulein Rottenmeier! Wohin mit dem Kaugummi und wer grüßt wen zuerst? Interview zum Thema Knigge mit Karina Kull
Seit 2013 bietet das Seehotel Niedernberg in seiner „Dorfakademie” unter anderem Knigge-Seminare für Schüler an. Die sogenannten Benimm-Kurse erfreuen sich wachsender Beliebtheit, so dass beispielsweise die private Real- und Wirtschaftsschule Krauß das Programm ihren Schülern innerhalb der Schulzeit anbietet. Veranstaltungsleiterin Karina Kull hat die Dorfakademie 2012 entwickelt. Im Rahmen der Knigge-Kurse arbeitet sie mit der Knigge-Trainerin Jutta Stephany zusammen.
Frage: Frau Kull, wie kann man sich ein Knigge-Seminar für Schüler und Jugendliche vorstellen? Sollen lebhafte Kinder sich wie kleine Erwachsene verhalten?
Karina Kull: Nein, ganz und gar nicht. Ziel der Knigge-Kurse ist es, den Jugendlichen beispielsweise Unsicherheiten bei den Tischmanieren zu nehmen. Wer weiß, wie er sich korrekt beim Essen verhält, verhält sich unbefangener, natürlicher und selbstbewusster. Insbesondere im Hinblick auf Bewerbungen auf einen Ausbildungsplatz ist das von Bedeutung. Denn seit einigen Jahren legen Unternehmen neben den schulischen Leistungen verstärkt Wert auf gute Umgangsformen ihrer Bewerber. Wer sich gut zu benehmen weiß, punktet.
Frage: Ist das nicht Aufgabe des Elternhauses, Kindern Tischmanieren zu vermitteln?
Karina Kull: Sicherlich ist es erst einmal Aufgabe des Elternhauses. Doch in den vergangenen Jahren hat sich das Bildungssystem insoweit verändert, dass Kinder und Jugendliche durch die Ganztagesangebote an den Schulen immer mehr Zeit in der Schule verbringen. Damit ist das Thema „korrektes Benehmen am Esstisch” im Schulalltag angekommen. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu Frankreich in der Schule kein Pflichtfach „Benimm”. Jugendliche mit guten Essmanieren und gutem Benehmen haben es bei Bewerbungen und dem Start ins Arbeitsleben leichter.
Aus diesem Grund bieten wir in Zusammenarbeit mit der Knigge-Trainerin Jutta Stephany einen mehrstufigen Knigge-Kurs für Jugendliche an, der sich an Schulklassen beginnend ab Klassenstufe fünf bis Stufe 10 wendet. Die Kurse sind auf das Alter der Kinder abgestimmt und behandeln unterschiedliche Schwerpunktthemen. In den Knigge-Kursen stellen wir fest, dass Kinder in einem besonderen Ambiente mit einer professionellen Trainerin Verhaltensregeln viel besser annehmen und akzeptieren als von den eigenen Eltern. Denn „kleine Regelverstöße” am heimischen Esstisch sind häufig auch eine bewusste Rebellion gegen die Erziehungsberechtigten und gehören zur kindlichen Entwicklung.
Frage: Wie ist die Resonanz auf Ihr Angebot?
Karina Kull: Seit Einführung der Knigge-Kurse arbeiten wir eng mit der privaten Real- und Wirtschaftsschule Krauß in Aschaffenburg zusammen.
Bei Lehrern und Schülern kommt unser Angebot sehr gut an, sodass die Anmeldungen vom letzten Schuljahr zu diesem Schuljahr um rund 40 Prozent gestiegen sind. Die Kurse finden während der Schulzeit statt und sind natürlich freiwillig. Ein Knigge-Zertifikat in den Bewerbungsunterlagen macht sich ausgesprochen gut. Das ist mit ein Grund, weshalb die Schüler der privaten Real- und Wirtschaftsschule Krauß einen sehr guten Ruf bei den Firmen in der Region haben.
Frage: Bei Knigge-Kursen drängt sich schnell mal das Bild der strengen Fräulein Rottenmeier aus „Heidi” auf. Wie ist es denn um den Spaßfaktor für die Schüler bestellt?
Karina Kull: Die Schüler haben viel Spaß in den Kursen. Denn die Inhalte werden in kleinen Rollenspielen situativ vermittelt und geübt. Das ist sehr abwechslungsreich und die Jugendlichen lernen so geradezu spielerisch. Es wird viel gelacht und alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden wertschätzend behandelt. So ist der insgesamt vierstündige Knigge-Kurs abwechslungsreich und kurzweilig. Er beinhaltet das Seminar, ein Knigge-Essen ein 3-Gänge-Menü inklusive Getränken und Seminarunterlagen und einem Zertifikat über die Teilnahme.
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