Nach der Wahl verhandeln nun FDP und Grüne über eine bevorstehende Koalition, die ‚Ampel' könnte kommen, Jamaica ist immer noch zumindest theoretisch möglich, eine neue ‚Groko' verbleibt trotz allem Willen nach Veränderung als politisches Schreckgespenst. Eines scheint klar: Welche Regierung auch kommen mag, an 12 Euro Mindestlohn wird im Zeichen der sozialen Gerechtigkeit kaum eine Regierung vorbeikommen
Den Artikel 'Dormero führt Mindestlohn von 12,72 € ein' vom 08. Dezember 2021 lesen Sie weiter unten.
Zentrales Thema der SPD im Bund ist ja seit langem der 12 Euro Mindestlohn. Im Schnitt verdienen die Beschäftigten im Osten Deutschlands weiterhin weniger als im Westen. Aber wie tickt denn die Gastronomie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern?
Viele Köche und andere ausgebildete Kräfte haben durch Corona ‚Good by' zur Branche gesagt. Köche sind nun Gabelstaplerfahrer geworden und wollen auch nicht mehr zurück. Sie haben nun einen sicheren Arbeitsplatz, mehr Geld in der Tasche und zudem mehr Freizeit. Zurück in die Gastronomie? Niemals.
12 Euro Mindestlohn sollen Gastronomie attraktiver machen
12 Euro Mindestlohn sind also eine Forderung, die auch die Arbeitsplätze in der Gastronomie endlich attraktiver machen könnte. Die Gewerkschaften wie die NGG begrüßen das natürlich, weil das auch ihre Position bei Tarifverhandlungen für mehr Lohn bei den Facharbeitern stärken würde.
Schlechter wäre der 12 € Mindestlohn für die Ausbildung, weil sich mehr Jugendliche für einen Aushilfsjob interessieren würden. Das jedenfalls meint die DIHK in Mecklenburg-Vorpommern.
Stichprobenartige Anfragen bei der Gastronomie in Mecklenburg-Vorpommern ergaben eine positive Resonanz auf die Forderungen nach einem 12 Euro Mindestlohn. Gerade die gepflegte Gastronomie würde die Mehrkosten schlicht und ergreifend an den Gast weitergeben. Ein gutes Ambiente, beste Speisen und Getränke, eine freundliche Bedienung und ein schönes Umfeld der Natur würde der Gast mit ein paar Euro mehr goutieren, vermerkt die Besitzerin eines Cafés in Neubrandenburg in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.
Anders sieht es in der kleinen Gastronomie wie der Fast-Food-Branche aus. In Tourismus schwachen Regionen wird es unmöglich sein, 25 % gesetzliche Lohnerhöhung an die Angestellten weitergeben zu können. In dem Bereich überleben dann nur die eh schon überrepräsentierten Dönerstände mit Familien-Strukturen, Pizza-Ketten und Lieferando und Co.
Das hätte wohl auch zur Folge, dass deutschlandweit die Getränke- und Speisekarten neu gedruckt werden müssten - das würde dann der Druckbranche zu neuen Aufträgen verhelfen.
Der Todesstoß für die Taxibranche
Gemischter sieht die Bilanz der herannahenden Änderungen in Branchen aus, die eng mit dem Tourismus verbunden sind. Das Taxigewerbe und 12 €? Viele Taxiunternehmen haben ihre Angestellten wegen Corona und neuen Wettbewerbern entlassen. Die ehemaligen Chefs fahren nun allein und kommen nach Abzug aller Kosten gerade einmal auf den Mindestlohn, der im Moment gültig ist (9,60 € im Westen und 9,50 € im Osten). Angestellte Fahrer fürchten um ihren Arbeitsplatz. Nach der Bedrohung dieser Branche durch neue Technologien wie Uber wäre dies sicherlich der Todesstoß für das althergebrachte Taxi.
Andere Firmen mit einer ähnlich kleinen Wertschöpfung könnten ähnliche Szenarios bevorstehen.
Fazit: Bestenfalls durchwachsen. Die ohnehin schwächelnde Ausbildung der Hoga käme wohl so zu noch weniger Nachwuchs als im Moment schon. Die mittlere bis gehobene Gastronomie und Hotellerie wird die Mehrkosten aus 12 Euro Mindestlohn an den Gast weiterreichen, im unteren Segment wird es zu weiteren Verdichtung des Wettbewerbs führen.
Zu befürchten ist, dass Internet-Giganten den Außer Haus Markt bestimmen werden. Die menschlich bestimmte Gastronomie dürfte eine zusätzliche Automatisierung erfahren mit all seinen negativen Erscheinungen einer von Maschinen bestimmten Welt.
Wann wird 12 Euro Mindestlohn realisiert?
Gemäß Koalitionsvertrag steht noch kein Datum fest. Nach Einschätzungen von Fachleuten kommt der 12 Euro Mindestlohn am Anfang bis Mitte des Jahres 2022.
Dormero führt Mindestlohn von 12,72 € ein
Berlin, 8.12.2021
Seit dem 1. Oktober 2021 erhalten Neueinsteiger bei Dormero eine summierte stündliche Mindestlohn-Vergütung in Höhe von 12,72 €. Diese setzt sich aus einem Fixgehalt und monatlich ausbezahlten Gratisvergütungen zusammen. Bereits seit Januar 2021 hatte der Stundenlohn bei einem Vertragsneuabschluss 12,14 € betragen. Altverträge wurden und werden nach und nach an die neuen Konditionen angepasst.
Respekt und Würde
„Wer in der Hotellerie Vollzeit arbeitet, soll von seinem Lohn anständig leben können. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter die Chance haben, den Anschluss an die Mitte der Gesellschaft zu halten. Arbeit in der Hotellerie hat ihren Wert und der Lohn muss diesen Wert auch widerspiegeln“, so Ellen Hommel, die Personalchefin von Dormero.
Gute Basis für das kommende Jahr
„Während die Politik mit 12 € Wahlkampf betrieben hat, waren wir schon im vergangenen Jahr der Überzeugung, dass wir den Einstiegslohn an die Inflation und den Markt anpassen müssen“, so Manuela Halm, Geschäftsführerin der Dormero Deutschland Betriebs GmbH. „Dafür brauchte es in unseren Augen keine gesetzliche Regelung, jeder Unternehmer, welcher etwas Gespür für den Markt hat, merkt selbst, was wann nötig ist.“
Ellen Hommel ergänzt: „Mit diesem Lohnniveau sind wir aktuell am Markt sehr gefragt und blicken positiv in die Zeit nach Corona. Wir werden nun den Einstiegslohn jährlich evaluieren und dementsprechend anpassen.“
Tipps
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